Vorlesen

Ein Bericht von Timo Buhleier 

Am 14.01.2023 haben sich die Teilnehmer und Betreuer der Gruppe „Wir für Dich“ mit der Leitung der Offenen Hilfen der Lebenshilfe im Landkreis Miltenberg. Frau Prigandt- Kolb ganz früh am Morgen im Schulzentrum in Elsenfeld getroffen.
Dann fuhren wir auf die Autobahn in Richtung Memmingen, aber leider hatten wir dichten Verkehr, so dass wir in der Gedenkstätte anrufen mussten, dass es bei uns eine halbe Stunde später wurde.
Dann kamen wir in Grafeneck an. Es wurde ernst. Die Mitarbeiterin der Gedenkstätte Frau Bauer war sehr nett. Sie führte uns ans Schloss Grafeneck, wo einst die Nazis ihren bösen Ideen und Gedanken freien Lauf ließen.
Dann bekamen wir eine Einführung über Grafeneck und auch über die Zeit als die Nazis im Schloss waren.
Auch über ein Opfer wurde uns berichtet: Über eine junge Frau zum Beispiel. Ihr Name war Anna. Anna war ein sehr zurückhaltendes Mädchen. Auf den ersten Blick schien es, dass sie normal ist. War sie ja auch!!!
Dann kamen das Jahr 1933 und Adolf Hitler. Der deutsche Abgrund nahm seinen Lauf und ab da änderte sich für Anna ihr Leben gewaltig. Als sie zum Arzt musste, um sich untersuchen zu lassen, war zuerst alles in Ordnung. Aber im Hintergrund hatte ihr Arzt ein Dokument ausgefüllt, das Anna eine „Art“ an sich hätte und sie dumm sei. Sie könnte nicht alles bewältigen. Er hat ihr Leben als unwürdig erklärt. Dass war für Anna ihr Todesurteil.
Ihre Mutter bekam einen Brief, in dem stand, dass Anna in der Nähe von Dortmund in ein Heim soll, weil man sich dort besser um sie kümmert. Ihre Mutter war für den Nationalsozialismus und befürworte den Brief. Und so kam Anna in das Heim bei Dortmund. Da ging es ihr zunächst gut.
1940 kam Anna nach Grafeneck in die Vernichtungsanstalt der Nazis. Mit dem Zug reiste Anna an. In Grafeneck angekommen kam sie in den Trackt, wo man aufgenommen wurde. Dann in einen Raum mit ganz vielen Betten. Da konnte Anna ihre Sachen ablegen. Anna wurde nochmals untersucht. Danach wurde Anna ein anderes Gebäude geführt. Dort waren noch sehr viele andere Menschen.
Dann ging alles sehr schnell: die Türen wurden verschlossen und das Gift wurde in den Raum gelassen. Durch das Gift sind die Menschen gestorben. Die Leichen wurden dann in einem Ofen verbrannt, der in der Nähe stand. Die Kleider und alles, was Anna gehörte, hätte an die Familie von Anna geschickt werden können. Die Familie wollte aber ihre Sachen nicht.
Nach den Erzählungen unserer Führerin war es erst einmal still bei uns im Raum. Wir schauten uns an und hatten Tränen in den Augen. Das Schicksal von Anna konnten wir uns erstmal gar nicht vorstellen.


Dass Menschen so grausam sein können…..

Dann haben wir uns das Gelände angeschaut. Ein trüber Tag war es und der Wind war kalt. An den Schlossmauern konnten wir in der Ferne den Bahnsteig vom Ort sehen. Dort war auch Anna angekommen.
Dann gingen wir an den Ort, wo einst das Schicksal von vielen tausenden Menschen ihr Ende gefunden hat. Es war ein komisches Gefühl, aber zum Glück erinnert nur noch ein kleiner Mauerabsatz daran.
Es gab noch eine überdachte Gedenkstätte, wo man sich um so eine Art Marmorstein drum herumstellen kann. Auf einem Friedhof der Dorfgemeinschaft Grafeneck gibt es ein kleines Grab der Opfer.

Dann liefen wir ins Dokumentations-Haus, das im Jahr 2005 eröffnet wurde. Dort kann man alles noch mal anschauen und sich einlesen, wie es war in Grafeneck.

Dann sahen wir ein altes schwarz-weiß Foto, dass einen jungen Mann zeigte. Heike fragte Frau Bauer, wer der junge Mann auf dem Foto war. Auf dem Foto war ein Mann im Alter von 35 Jahren. Er hatte eine psychische Erkrankung. Deshalb wurde auch der junge Mann ermordet.
Als Frau Bauer dies erklärte, brach eine Welt für mich zusammen. Der junge Mann war so alt wie ich gerade. Ich war fassungslos, dass Menschen zu so etwas fähig waren.

In dem Dokumentations-Haus durfte sich dann jeder von uns eine Ton-Figur als Erinnerung an Grafeneck mitnehmen.
Ich habe mir auch noch zwei Bücher mitgenommen. In den Büchern wird noch einmal alles erklärt. Und das sogar in Leichter Sprache.

Tränen rannen mir übers Gesicht und es ging mir nicht gut zu Schluss. Einfach traurig, dass wir eine solche Erinnerung in unserer deutschen Geschichte haben.
Dann wurden wir nett von Frau Bauer verabschiedet. Am Bus gab es dann für alle Seelen-Nahrung. (Wisst ihr, was Seelen-Nahrung ist? Das sind Süßigkeiten, die der Seele guttun. Wir hatten Schokoküsse, Muffins und Gummibärchen.) Danach ging es uns viel besser und wir konnten losfahren.
Auf einem Rasthof haben wir noch gehalten, um noch mehr Gedanken mit guten Gesprächen und Essen zu vertreiben.
Das war der schwierige Ausflug nach Grafeneck!