Teilnehmerbericht der Preisverleihung:
Das Inklusionsprojekt „NIE WIEDER!“ der Lebenshilfe im Landkreis Miltenberg e.V. erreichte beim bayerischen Bürgerpreis 2024 unter der Leitung von Sabine Prigandt-Kolb den 2. Platz von 84 Bewerbungen und gewann ein Preisgeld in Höhe von 15.000 €. In dem Projekt wurde das Thema „NS-Euthanasie“ mit Hilfe von Kunst, Musik und Literatur in Zusammenarbeit mit verschiedenen Gruppen inklusiv behandelt. Zunächst haben die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine gemeinsame Exkursion zur Gedenkstätte Grafeneck unternommen.
Anschließend haben die Künstlerinnen Thea Nodes-Brand und Sandra Wörner das Kunstprojekt „Sichtbar“ angeleitet. Hier haben sich 12 Menschen mit Behinderung im Tandem mit einem Angehörigen zusammengetan und sich mit einer Opfer-Biografie der Tötungsaktion „T4“ der Nationalsozialisten beschäftigt. Die Duos haben großformartige Portraits der Opfer gemalt, um den Menschen ein Gesicht zu geben und sie „sichtbar“ werden zu lassen.
Gleichzeitig haben sich 12 Jugendliche des Enrichmentkurses „Journalismus“ der Schülerakademie Untermain mit dem Thema beschäftigt und hierzu verschiedene Textformen vom Gedicht bis Poetry Slam zu den Portraits erstellt.
Die über Monate entstandenen Bilder der Euthanasie-Opfer wurden dann erstmals im April 2023 bei einer Vernissage in der Zehntscheune in Kleinwallstadt mit einem abwechslungsreichen Bühnenprogramm vorgestellt. Inzwischen können die Bilder durch eine Wanderausstellung an verschiedenen Orten betrachtet werden.
Auch die Gruppe „Wir für Dich“ war an dem Projekt beteiligt und zeigte mit einem selbst gedrehten Film nochmals, wie notwendig ein mutig vorgelebtes „NIE WIEDER!“ für unsere Gesellschaft ist.
Am Mittwoch, den 16.10.2024 war es dann endlich soweit. 35 Mitwirkende des Projektes haben sich mit einem Reisebus auf den Weg in Richtung München gemacht. Unsere Unterkunft war in Dachau. Dort ging es für uns auf eine historische Stadtführung in die Innenstadt. Neben allgemeinen Informationen über Dachau haben wir uns auch mit der NS-Zeit beschäftigt und waren an einem Stolperstein. Stolpersteine sind kleine Gedenktafeln aus Messing, die von KünstlerInnen zur Erinnerung an die verfolgten und ermordeten Opfer der NS-Zeit vor deren letzten selbstgewählten Wohnort in das Pflaster bzw. den Belag des jeweiligen Gehwegs eingelassen werden. Dieser Stein war einer jungen Frau Namens Maria Linner gewidmet, welche auf Grund ihrer Taubheit grausam in der Tötungsanstalt Schloss Hartheim in der Gaskammer erstickt wurde. Nach der bewegenden Stadtführung haben wir den Abend bei gutem Essen im Hotel gemütlich ausklingen lassen.
Am 17.10.2024 war der Tag, auf den alle hin gefiebert haben, gekommen. Es ging für die gesamte Gruppe zur Preisverleihung des Bürgerpreises, die im Maximilianeum in München stattfand. Das diesjährigen Thema des Bürgerpreises war „Nie wieder ist jetzt! Ehrenamtliches Engagement für Vielfalt, Zusammenhalt und Demokratie". Im Maximilianeum angekommen haben wir eine sehr interessante Führung durch den bayerischen Landtag erhalten. Kurz darauf startete dann die Preisverleihung. Zu Beginn wurde ein sehr emotionaler Film von unserem Projekt „Nie Wieder!“ gezeigt. Sabine Prigandt-Kolb, Thea Nodes-Brand, Heike Syha und Dr. Heinz Linduschka hatten dann die Ehre das Preisgeld in Höhe von 15.000€ von der Landtagspräsidentin Frau Ilse Aigner überreicht zu bekommen.
Im Anschluss durfte dann noch die Schülerin Lucy Schickling ihren Text zu dem Bild von Wolfgang Götz Zerban vorlesen. Das Portrait hatten Melissa und Karen Wetzelsberger mit der Gruppe "Sichtbar" gemalt. Danach stellt Ute Hanika das Portrait von Ewald Scheer vor, dass Sie zusammen mit ihrem Sohn Franz Wernicke bei dem Projekt "Sichtbar" gemalt hatte. Die anwesenden Menschen im Landtagssaal waren von diesem emotionalen Bericht sehr berührt.
Die Lebenshilfe im Landkreis Miltenberg wurde im Saal deshalb als Sieger der Herzen betitelt. Mit diesem großartigen Abschluss ging es für uns überglücklich Richtung Heimat. Es war eine sehr gelungene Veranstaltung, die mit Sicherheit jedem Mitwirkenden noch lange in Erinnerung bleiben wird.